Katalyn Bohn

Badische Zeitung, 21.1.2020

Parodien sind die Paraderolle

Katalyn Bohn-Hühnerfeld unterhält im Tiz aufs Beste.

Von Roswitha Frey

GRENZACH-WYHLEN. Es grenzt schon an Zauberei, was die Kabarettistin Katalyn Bohn-Hühnerfeld im Theater im Zehnthaus (Tiz) so alles aus ihrem Koffer holt. In Sekundenschnelle, mit wenigen Handgriffen und Requisiten, verwandelt sich die Künstlerin in zig verschiedene Figuren. Als Moderatorin der Talkshow „Anne will, doch Katalyn möchte gern“ lässt sie die Gäste über brisante Probleme der Zeit diskutieren.

Sogar Klimaschützerin Greta Thunberg schaut vorbei in diesem Programm „Krone der Schröpfung“, das am Sonntag für ein vollbesetztes Kellertheater im Zehnthaus sorgte: Flugs zwei Zöpfe an die Frisur geklammert, schon mimt die Kabarettistin die junge schwedische Umwelt-Aktivistin, die auf Fragen nach dem Klimawandel, der Erderwärmung und ihrem ersten Freund mit einem wortkargen „No“ antwortet. Überhaupt ist es umwerfend originell, wie die pfiffige Brünette in Rollenspielen die verschiedensten Charaktere parodiert. Zum Talk über Wohnungsnot und Mietpreisbremse gibt sie eine Frau, die im Schrebergarten im Grünen wohnt, eine Eigentümerin und Erbin, die „Obdach für das Geld“ fordert, und eine chinesische Immobilienfonds-Managerin, die „Wohnungen ohne Mieter“ bauen will und nur „Rendite, Rendite“ im Kopf hat. Eine hinreißende Paraderolle ist der Auftritt als „Sandy Island“ mit Palmenwedel und Blume im Haar. Als tiefenentspanntes Hippiegirl bringt sie Hawaii-Flair und Strandfeeling ins Kellertheater und amüsiert in frech umgetexteten Medleys von Schlagern und Hits wie „Ahnungslos durch die Nacht“ und „Swimming in the Train“.

Die Suche nach dem verlorenen Paradies und die Vertreibung des Paradieses setzt Katalyn Bohn-Hühnerfeld in fantastischen Pantomime-Nummern zu eingespielter Tonspur mit atemlosen Stimmen um. So spielt sie gestik- und mimikreich vor, wie der Mensch die Arten ausrottet und sich „als größter Zerstörer aller Zeiten“ gebärdet. Auch was der Plastikmüll in den Ozeanen anrichtet, führt sie in einer atemberaubenden Pantomime über Plankton und Mikroplastik vor.

Ironischer Blick auf den alltäglichen Irrsinn

Ernste, gesellschaftlich relevante Themen satirisch-witzig verpackt auf den Punkt zu bringen, ist eine Stärke dieser wandlungsfähigen Kabarettistin, die ihr Publikum von einem Lacher zum nächsten jagt und mit scharfen Pointen ordentlich zum Nachdenken bringt. Etwa in ihrer Nummer über Duschgels mit Geschmacksnote und Deos „für ein gutes Klima“ nach der Devise „Duschen für den Frieden, Shower Power, Schäumen statt Schießen und Nass gegen Hass“. Auch die Rentner, die nie Zeit haben, die Liebe zum Auto, Blitzerfotos und „fahrende Zombies“ nimmt sie mit ironischer Schärfe aufs Korn.

Der starke Auftritt bestätigt das Erfolgsrezept, mit dem VHS-Leiter Henning Kurz bestens fährt: Solokabarett mit geistreich-kritischem Witz im besonderen Ambiente im Kellertheater sorgt immer für ausverkauftes Haus.

Die letzte Kabarettveranstaltung in dieser Saison ist am Sonntag, 1. März, 17 Uhr, mit Sabine Domogala, die im Programm „Hilfe ist unterwegs!“ die Coaching- und Beraterszene aufs Korn nimmt. Karten im Vorverkauf gibt’s für 15 Euro bei der VHS Grenzach-Wyhlen und im Spielzeuglädeli Wyhlen.

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